262 §an$ Älatbcr, übet tie frät>e ©otif in §errenberg unb ©jjlingcn.
©heinprobing, baß gmifdjen bem frühgotifdjcn Gßorbau unb ber $o<h-
gotif. be§ CucrßaufeS Saßraehnte berfloffcn fein müffen. ginben mir
nun in Gßlingen eine ©adßbübung beS genannten Iltenberger gen*
fterS, baS burd) feine eigenartige üompofition aus ber Sleifje ber übri¬
gen fünfter fällt, fo Inerben mir and) barum ben ©arfüßereßor nid)b
hinter bie erften Sahrgchnte beS 14. SaßrhunbertS gurüefberfeßen unb
barau§ für ben Gßor bon St. DiontjS bie entfprcdjenben Folgerungen,
sieben.
Daau fommen nod) am fßfarrchor eine Inaaßl heiterer afterfmale,
bie alle gegen eine ©ücfbaticrung in bie geit bon 1275 an fpreeßen.
GS ift bie Ineitgcbenbc Durchführung beS gotifdjen ©rinaipS ber ©kinb*
auflöfung, bie entfdßieben über bie SrbenSgotif ßinauSbcutet. lud) bie
fdjräge Stellung ber Strebepfeiler finbet fid) fonft nod) an feinem ber
G{jünger Ghöre. $>tn Duerfdjnitt ftcht ber ©famßor bem ber grauem
firche (um 1330) näher als ben beiben SrbenSfircßen, tnie IrnolbS
gufammenftellung- ber Driangulationsfbfteme geigt, ^m übrigen
braud)t feine Berührung gmifdjen ben ©außütten biefer beiben Kirchen
beftanben au hüben, ba ja ber ©au ber gtauenfireße hart), ißreS GßorS
erft 1321 befchloffen mürbe. ©erlegt man ben ©farrdjor fo meit inS
lebte Viertel bc§ 13. ^ahrßunbcrtS gurüd, fo müßte man bie Überein*
ftimmungen mit bem bon St. ©corg umgefebrt barauS erflären, baß
ber Grbauer bcS granaiSfanercßorS fid) nad> bem ©farrdjot gcrid)tet
hätte. Da§ ift an fid) nid)t maßrfdjeinlidj, ba bie CrbcnSfirdjen einem
in fidj gefcßloffencit DppuS folgen, gerner müßte er forgfältig alle auf
eine fpätere GntmidlungSftufe beutenben ©ferfmale abgemorfen haben,
gleidfjfall^ eine ©orftellung, bie fdjmct PoIIaiehbar ift. Denn bie 9fadj*
ahmer pflegen fid) nid)t gerabe an bie altertümlichen 3üge ißreS ©or*
bilbS au halten. So hoben mir alfo alle ©JaßrfcßeinliddeitSgrünbe für
un§, menn mir un§ für bie fpätere Datierung einfeßen. Da§ gehlen
bon 3ongenIöd)crn in ben Steinen beS ©farrd>or§ unb grangisfaner*
djor§ barf un§ baran niefjt hinbern. SWan meiß au§ ber burgenfunb*
lid)cn Siteratur, mo biefe technifdjen ©Jerfmale bei bem ©fange! an Sn*
fchriften unb urfunblidjcn Ofacßridjten bcfonberS mid)tig finb, )uie meit
bie lufidjten ber ©aufunbigen barüber auScinanbcrgchen. Iber felbft
menn man mit $. griebrid) bie 3eit um 1300 als einen Übergangs*
fünft auffaßt, ber natürlich felbft mieber auS ber anbermeitigen Da*
tierung bon ©aumerfen erfd)loffen ift, fo ift ba§ nach feiner eigenen
Meinung nid)t als Saf)r^af)I aur geitbeftimmung au benüßen
©raf Irtmrab imn Xanbau als Xtcifrrfülirrr.
©on aibolf D i e ß I.
Unter ben bielen Schmähen, bie im 14. Sahrßunbcrt als Sfeitcrfüßrer
ober einfache Sfeiter im Solbe be§ ßircßenftaateS unb italienifdjer
Stäbte unb gürften ftanben, ragen burdj ihre ©ebeutung amei ßetbor,
bie naeßeinanber Führer ber „©roßen Compagnie" maren: ^ergog
©erner bon Undingen unb ©raf ®onrab bon Sanbau. Über bie Dätig*
feit beiber finb mir aiemlicß genau unterrichtet 1 ). Sie mag audj heute
nod) intercfficren; finb e§ boch nicht nur bie Scßidfale ameier einael*
tier ©fänner, bie mir ba fennen lernen, fonbern fie finb tßpifcß für baS
SoS £iunberter bon Sdjmaben unb Daufenbcr bon Dcutfd)cn, bie in
jenem ^aßrbunbert im fernen Siiben Solbbienft nahmen.
©raf Äonrab ftammtc auS bem befannten @cfd)ledjt ber ©rafen bon
@riiningen*8anbau, einer Seitenlinie beS mürttembergifdjen ©rafen*
haufeS. ©ährenb bie $auptlinie bie geit bom Sturg ber Staufen an
mißte, um fid) burd) Datfraft unb Klugheit emporguarbeiten,- begann
bei ber anberen Sinie in ber ameiten Hälfte be§ 13. SofmhunbcrtS ber
©iebergang. %n ben fdjmeren Kämpfen jener ftürmifdjcn geit mürbe
offenbar bie Slraft be§ Kaufes berbraudjt. Sn gahlreidjcn ©erfäufen,
teilmeife bcranlaßt burch brüdenbe Sdjulbenlaft, fdjmanb ba§ £au§gut
baßin. Sut S°hre 1323 mürbe fogar bie Stammburg Sanbau mit bem
Dorfe Grtingen an ©urfarb bon Gllerbacß berfauft 2 ). Diefe ©erar*
mung mar moßl auch ber ©runb, mcSßoIb ©raf ßonrab in ftemben
Solbbienft trat.
IIS im Igaßre 1338 eine große bcutfd)e ©eiterfeßar unter bem fricgS*
erfahrenen bcutfdjen Sbcrften ©falßerba nad) einem glänaenben Sieg
über ©Jaftino, ben £>errn bon ©erona, auS bem Dienft ©enebigS ent*
laffen mürbe, maren babei aud) bie beiben Sd)loaben Slonrab bon
1) Der turje SebenSabrtß ©raf KonrabS oon Sanbau in ber 21. D. ©. XVII,
586 ift oeraltet. Dofuntente unb Unterfucßungen bietet S'art ©einrid) ©cßäfer,
Deutfcße ©itter unb Gbelfnedjte in Italien roäßrenb bes 14. ^aßrbunbcrtS,
©itcf) 1—3. Die für Sonrab in ©etraebt fommenben ©teilen finb mit Jpilfe ber
©egifter teidßt ju pnben. 2luf ©acfjioeife im eingelnen fonnte baßer oerjicßtet
merben. ©dßäfer ift aud) Quelle für bie anberen ©lieber be§ £>aufe§ Sanbau.
2) ©iftor ©rnft in ©eue ©efdjr. bei C2I. ©ieblingen 298, 655.
264
atbolf Sieljl
Sanbau unb Sßerner bon UrSlingen 3 ). ©lehr als ein Safjrsefmt er»
fahren mir unmittelbar nidjtS mehr bon ©raf Slonrab. Offenbar ift er
aber in biefer Seit mit SBerner bon UrSlingen sufammengcblieben, ber
an bie ©pi^e ber fid^ neu bilbenben ©rofeen Compagnie trat. Unfidjer
ift, ob er auch h)ic biefer smifcfeen 1343 unb 1347 seitmeilig in bie S?ei»
mat surüdgeFefert ift. 3icntltd^ fidfjcr toar er mieber bei ^»ersog S5?er=
ner, als biefer im ©ienft beS UngarnFönigS Submig an ber ©ertrei»
bitng ber Königin Johanna bon Neapel beteiligt toar, bie ber Grmor»
bung ihres ©emablS SlnbteaS befdjulbigt mürbe. 3Wit ÜBerner hätte er
bann auch ben glceimaligen SBecbfcl auS bem ©ienft beS UngarnFönigS
in ben ber Johanna unb ihres ©emablS Submig bon ©arent unb bann
mieber in ungarifdfe ©ienfte boEjogen. ©idjer toar er babei, als SBer»
ner mit Slonrab SBolfurt im §abre 1349 bei ©ielita ben ^Neapolitanern
eine fdfmcre ©ieberlage beibradjte. $u Anfang beS Jahres 1350 gogeit
bie beiben ©cbmaben nadb ©otben. Unter ben 125 Slonftablern, bie
in bem „ftoljen ©oIF bon ©eutfdjen" SBernerS mit 2375 ©itterpferben
ein ©annet führten, als biefer im gleichen Sabr in ben ©ienft ber ©e»
poli, ber Herren bon Bologna, trat, mar auch ©raf Slonrab. ©dbon
botn 20. ©Ftobcr 1350 an ftanb SBerner für fccfeS ©lonate im ©ienft
be§ ©eFtorS ber päpftlichen ©robins ©omagna, bann trat er mit Sion»
rab bon Sanbau in ben beS mächtigen SNaftino bella ©cala bon ©etona.
2fl§ biefer fd)on im $uni 1351 ftarb, mar SBcrner offenbar beS ©olb»
bicnfteS mübe unb feljrte nad) ©cutfdjfanb suriid. Gin ©eil feiner
Leiter aber blieb unter Slonrab in ©erona.
^m SBintcr 1353/54 trat Slonrab gufammen mit ©eter bon ©Font»
reale an ber ©pifcc ihres ftarfen ©eiterbunbS in ltnterbanblungcn
mit ber ©tabt ©ifa, bie fdjon feit fahren 15 ftarfe bcutfd)e Leiter»
banncr in ihrem ©olbe batte, ©orübergebenb mar ©raf Slonrab mieber
in ©erona; hier ftiftete er in bem Slitdjlein ©an ©iorgetto, in bem
mandjer beutfdfc Dtitter bie lebte fftube fanb, mit 17 anberen beutfdjen
©annerberren am ©t. ©eorgStag (24. 2lpril) 1354 eine tägliche emige
föieffe für aEe Icbenben unb toten ©eutfehen. 211 s er mieber sur @ro»
feen Slompagnie 3 urüdgcfebrt mar, fdjlofe biefe unter ihm unb ©Font»
reale am 2. $uli einen SriebenSbcrtrag mit ber ©tabt Slorens. ©Font»
reale, unter ©crfprcdmngcn mit einem Fleinen ©eil ber Eteiter nadb
9tom gelodt, mürbe bon Sola S^icrtji bem ©djarfrid)tcr überantmortet.
Stehen Slonr ab trat an bie ©pifee ber Slompagnie .'partmann bon SBart»
8).@d)äfer I, 83 beutet bie Angabe ber Quelle, ©raf ©tanbiuS unb comes
Warnerius, ntit 94ec£)t auf bie beiben.
©raf fionrab ooit Sanbau als tlicitcrfiiljrer.
265
ftein. ©ie beiben loanbten fid) inS Slönigrcid) 2lpulien, febrten im
^erbft mieber norbmärtS um unb ftanben um bie SabreSmcnbe in ben
2 lbru 33 en.
©er Slarbinallegat Sllbornos Fnüpfte erfolgrcidje ©erbanblungen mit
ihnen an; im Sabre 1356 ftanb bie Compagnie in päpftlidjcm ©ienft.
A,od) fdjeint Slonrab halb üuSgofdjieben 3 u fein; benn am 5 . ©eptem»
ber erhielt er 5000 fl. bafür, bafe er, als Fpauptmann ber ©rofeen
Compagnie, unb feine Seutc bis Gnbe Januar 1357 in ben Säubern
ber fftömifchen Kirche, b. b- im Äirdbcnftaat, Feinen ©dbaben anridjten.
©amal§ trat Slonrab in ben ©ienft beS ©ifd>ofS ©FatFmarb bon SlugS»
bürg, ben Slaifer Slarl IV. al§ ©tattbalter in ißifa suriicfgelaffen batte,
©a ber Slaifcr mit bem fßapft unb bem Slarbinallegaten gegen bie
2Si»conti Perbünbet mar, Farn e§ 3 u Kämpfen smifdben biefert unb Sion»
rab. ©abei ftanben, mie fo oft in Stalien ©eutf<f>e gegen ©cutfd)e. Sut
iEobember mürbe ber ©raf in einem ©efecht am ©effin tapfer Fämpfenb
gefangen genommen. Gr Farn feboeb halb mieber frei, fammelte erneut
ein S?eer mit 2000 ipfcrbcn, fdjlug bie 1500 SReitcr be§ 23crnabo S3i§»
conti, nahm ihren ©betft mit 20 Slonftabtern unb 400 Leitern gefan»
gen, liefe fie aber „nach beutfehem 23raud)" auf Itrfcbbe frei. fol»
genben Saht brang ©raf Slonrab, mir miffen nidjt, ob auf eigene
Sauft ober im ©olbe eine§ $errn, in bie päpftliche fferouins Dfomagna
ein. ©arum forberte fPapft Sanocens VI. mit einer 33uEe botn 24. Suli
^t-ifa, ©iena unb anbere ©täbte auf, ben Slarbinallegatcn in feinem
Slampf gegen bie ©rofee Compagnie 31 t unterftiifeen. ©odb fdfon gmei
©age barauf, ehe bie £itfe eintreffen Fonnte, erlitten bie ipäpftlidjcn,
befonber§ bie beutfehen Eteiter, am 26. unb 27. Swü 1337 in ber SWarF
ülncona in einem blutigen ©reffen gegen Slonrab fernere ©erlufte.
Gine Solgc bicfe§ ©iege^ mar, bafe einige ber bom fßapft aufgeforberten
©täbte, ftatt biefem .'pilfe 3 U leiften, an ihre eigene ©idjerung badjtcn.
Slm 4. ©eptember fd)loffen bie ©tabt ©iena unb ber Slarbinal 2Hbor»
tt 03 mit ©raf Slonrab alö ^auptmann ber Compagnie einen Vertrag,
bafe biefer gegen 23e3ablung bon 9000 fl. unb Suftdjerung freien ©urd)=
3 ttgcg burd) ba§ ©tabtgebiet binnen brei Sahnen nichts SeinblidjeS
gegen bie ©tabt unternehmen foEe 4 ). Ginett äbnlidjen ©ertrag batte
SIoren 3 fdjon am 4. Stuguft abgefdjloffcn. 2 Tm 19. ©eptember aber
beftimmte Slonrab 5 ) ©onbergefanbte sur Gntgegennabme bon 11000
-±> «ögi. wqtafer tut xcut]ct)ert verolD 1912 .
5) $ie Urtunbe bejeid)net ihn magnificus et potens dominus, dominus Conradus
comes de Lando, capitaneus generalis et dominus Magne Societatis seu Compagne.
266
Slöolf 2)ief)l
©raf Sonrab uon Sanbau alg SReiterfüfyrer.
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©olbgulben, bie ihm 3 ugefid)ert Baren bafür, baß er bie ©emeinBefen
$pifa unb Succa unb ifjre ©ebiete in ben näcbften brei fahren-an 00 *
djen unb SPIenfrfjcrt nid)t fcfiäbtgc.
$erbft 1357 febrte ©raf flonrab nad) bcm Bericht eineä italieni»
fcbctt Ghvoniftcn nad) Seutfcßlanb surücf. $ter Bar bie SJurg San»
bau insBifchen in ben SBefiß bcr SRontfort übergegangen. 2$on bicfen
fauften fie im Sabre 1356 ©raf Gberbarb bon Sanbau unb ©raf 211»
brecht bon 2tid)elberg surüd. Söcnn 2IIbred)t nadiber nid)t mehr aB
fMtbefißer erfcbeint, möchte man bermuten, baß ©raf flonrab ihm
feinen Seil abgefauft bat; er habe mit bem Grtrag feiner Sienfte feine
berfdmlbeten ©üter eingclöft unb neue erBorben. flonrab bcnüßte ben
2 TufentbaIt in Seutfd)lanb offenbar auch baju, fid) eine ©teüung in
Italien au fdjaffen. Gr foE bon ßarl IV. ba§ SReidjsbifariat übertragen
erbalten haben 6 ). 2 lngctreten bat er ba§ 2 tmt nicht, bielmebr übte e§
mehrere ^abre fßfaltcr bon fbochfcßliß au§, ben fein Cbeim SWarfBarb
aB 9ieid)§bifar in $ifa surüdgelaffen batte.
Sie ©roße flombagnie Bar nad) f!onrab§ Weggang nicht gcfdfjloffen
beifammen geblieben. 2IB ber ©raf im Suü 1358 Bieber au§ Seutfd)»
lanb äurüdgcfcbrt Bar, trat er Bieber an bte @ßiße. Gr 30 g auf fße»
rugia 3U, Bie c§ beif>t, im ©olbe ©ienas. Ftoreu3 geftanb ihm freien
Surd^ug 3 u; bah feine Srußben, bie er ttod) nicht Bieber feft in ber
£anb haben mod)te, troßbem ßliinberten, ift glaubhaft. Sa§ mag ben
2lnlaß baau gegeben haben, bah fein £>eet am 25. $Bli 1358 im fßal
bi Samone in einem Gngpaß bon sufammengerotteten föauernbaufen
überfaEett Burbe. flonrab Burbe babei fd)Ber berBunbet unb gefan»
gen genommen 7 ). Sem ihm Boblgcfinnten ©tabtberrn bon Bologna,
Oeggio, berbanfte er feine Stellung. Sie SSerBunbung ift biclleicht
ber ©runb bafiir, bah er ba§ 9tcid)«bifariat nicht antrat.
6 ) Villani, jitiert bei Sungo (f. 2lntn. 7). ffn ben Regesta Imperii VIII unb
bem ©rgänjung§beft tft feine Utfunbe barüber oerjeiebnet.
7) Über ba§ ©efedjt gibt e§ eine seitgenöffifeße, üotfstümIid)e SSatlabe, oer»
öffentlicßt oon I. DelLungo unter ber Sejeidjnung: „Lamento del Conte Lando
dopo la sconfitta della Gran Compagnia in Val di Lainone' 1 (Archivio Btorico Ita-
liano ©erie 4 93anb 13). $a§ Sieb legt bem ©rafen bie Stage um feine im
©efedjt nerlorenen Seute in ben iUunb. 2tl§ erften beftagt er einen conte
Brocardo. lie meiften Gßroniten haben nad) Sungo nur biefen 9Iamen; nur
tperren§ fagt: „Le comte Burkhardt, frere et second lieutenant du condottiere.“
Herren? tjat nach Sungo ber ©rjätjlung fjarbe gegeben burd) neue, d)arafteri»
ftifeße tBotumente au§ ben 9[rd)ioen ber Diepubtif (fjtorenj). ©eine 2lngabe ift
alfo root)t glaubroürbtg.
Sm 2IhriI 1359 Baren bie SSunben be§ ©rafen. geheilt. Gr trat Bie»
ber an bie ©fuße ber Srußbe gufammen mit Sfongarb unb Sfens oon
■SSoIfad), bie insBifcßen im Sienft beä flarbinaüegaten geftanben bat»
tcn. EJtit ©en 3 Bar er perfönlid) Oerfeinbet gcBefen, fo baß ihre Stei»'
ter mcbrmaB gegeneinanber fämßften. Grft jeßt fam e 3 3 ur SBBföh»
nung. fEtan Oerbanbelte mit ben SBBconti Bon fEJailanb, ben ©ongaga
Bon EiJantua unb ben 3)?arfgrafen bon fWontferrat Begen Sienftä. Son»
rab Bar im 9Wai bereit, mit ben Florentinern 31 t fämhfen Begen be§
BerraB bei bem ÜberfaE im 2IaI bi Samone. SamaB fab fid) ber
.üarbinallegat genötigt, eine ©onberfteuer ausgufebreiben, um bie
Summe aufgubringen, mit ber er bie $ 8 erf<honung be§ 5?ird)enftaate§
Bon fionrab erfaufte. Sie ^ifaner, bie in gekannten 23e3iebungen 31 t
ben Florentinern ftanben, fnüßften Slerbanblungen mit Sonrab an.
Siefer trat am 4. ^uli auf ipifaner ©ebiet über unb lagerte gegenüber
ben Florentinern. Soch biefe hatten fid) gut gerüftet, batten ©raf
•Heinrich bon SWontfort unb bie ©rafen Johann ünb fftubolf oon ^abiG
bürg mit sablreicben Jtittern in Sienft genommen. ©0 mußte ©raf
ifonrab unberrichteter Singe absieben gum Serbruß ber ^ifatier, bie
gehofft batten, er Bcröe burd) feine fRadje an ben Florentinern auch ber
@ad)e 5ßifa§ einen Sienft crBeifen. ^bn nun aber Birflich in ©olb 3 U
nehmen, bagu mangelte ben f^ifanern ba§ ©elb ober bie Ginficht ober
beibe§.
fh'ad) einer Überlieferung 8 ) Burbe ßonrab bon Eifalatefta, bcm $außt»
mann bcr Florentiner, in einer berfchanatcn ©teEung, bem „Fliegen»
lager", eingefebtoffen, Bo junger unb ^nfeftenplage sur 21uflöfung fei j
ner Srußhe führten. Gr trat nun biellcid)t borübergebenb in ben Sienft
bc§ Etfarfgrafen bon fEtontferrat 9 ). ^ebenfaES aber ftanb er bann im
Sienft bc§ Söcrnabo SGiöconti, Bo fid) halb aud) bon 23ongarb einfanb.
©raf Sanbau mahnte 3 ur 2 torfid)t gegenüber bcr „Gnglifd)en Sompag»
nie", bie bamaB no^ ein Seutfdjer, 2IIbert ©ters, führte. ©0 Burbe
1362 ein SßaffcnftiEftanb gefd)foffen. 2IB bcr Feinb bie 21bmachungen
nicht hielt, ließ fid) .fionrab sum Stngriff hinreißen. Sat entfeheibenben
Vlugcnblicf Burben feine beutfdjen Leiter bon ben Ungarn im Stieß ge»
Iaffen. fionrab Burbe taßfer fämhfcnb tötlid) berBunbet unb gefangen
genommen, ©einer SlerBunbung ift er halb erlegen, üftad) feinem Sobe
Burbe bon ©ongarb aEein Öberft ber ©roßen Compagnie, bie jeßt ben
9iamen „sum Stern" führte.
8 ) 23gt. 21. ®. 23. XVII, 586. Villani, jitiert oon Sungo ©. 19.
9) SBeitn e§ nicßt eine S3erroed)f[ung mit 23ongarb ift, ogt. ©dfäfer. I, 93. . •
v.
268
Sbolf 2>ief)l
Söcifpicf bed ©rafen Hontab lotftc nod) anbere ©lieber be£
Kaufes Sanbau nach Italien. Sm Sahre 1366 mußten ^onrabd »ater,
©mf ©berharb, unb Slonrabd »rüber, Submig unb ©berharb, all ihren
»efib 3 « ©rtingen um 3300 »funb geller berfaufen ,0 ); ber »iebetgang
ber gaintltc mar nid)t aufguhaltcn. Submig ift bann 1369 nad) Italien,
gejogen u ), -Ster trat offenbar ein guter »eil ber ©roßen fiotnbagnie
unter feine gühtung 12 ). ©r heiratete eine natürlid)e »ochter bed »er«
S nabo »idconti, bie eine reiche Mitgift, allein an barem ©clb 12 000 fl.,
erhielt 13 ). 2 lm 25. Januar fdjloß er einen ©olbbertrag mit gloreng;
' er befam ßcrfönlid) ein ©efdjenf bon 7000 fl. gugefidjert unb hatte Don
i Gftobcr 1369 an brei SKonate mit 500 Sanken gu brei »ferben unb
* 50 »ogcnfdjühcn gu bienen. 97ad> feiner Beirat fämbfte er meift gufam«
men mit feinem ©djlnagcr, bem englifchcn ©ölbncrfüljrer $ahn $ahrf«
moob, im »ienft bed gemeinfamen ©djmiegerbaterd. Sm Saht 1371
i befahl »apft ©regor XI., ben ©rafen Guß mit feinen Scuten angu«
| toerbcn. Submig ald Gberft ber bcutfd)cn »citcrfchar unb $amfmoob
' ! • al§ Cberft ber ©nglänbcr, fd)Ioffen 1379 einen »ertrag mit ben @on«
gaga in SKantua. £m Saht 1398 ift Submig, mohl in ber Heimat, ge«
ftorben 14 ).
| ©eit griihjahr 1372 ftanb aud) ber b ritte »ruber, ©raf ©berharb,
: in Italien ald ©cfäfjrtc bed Submig. ©r erfdjeint aud> nod) in beffen
! »ertrag bon 1379. Sm Saht 1381 fdjloß ©berharb gufammen mit Sah«
j £amfmoob einen ©olbbertrag mit gloreitg ab. %m tperbft 1398 mar er
S in ber Heimat 15 ); er ift mohl nad) Submigd »ob gurüdgefchrt. ©nbli«f>>
! mar and) nod) ein jüngerer Stonrab nad) Italien gesogen. StudE) er mar
1379 bei Submig, beffen »effe er mar. ©r ftarb, nad) langjährigem
Uricgdbicnft in Italien, im Februar 1403 in »ifa, „einer ber lebten
; j 10) Urfunbenbuct) bed SttofterS Sjetligtreugtal I »t. 686.
‘ 11) ©rnft in »eite SSefcfjr. bed C21. »tebUngen.
! 12) Schäfer bejeicfjnet it>n I, 95 irrig ald Sol)n ©raf Soutabd.
1 13) Schäfer gibt ben 3 e itpunlt ber §eirat nid)t an; feine Quelle, »etnple*
fieaber, war mir nid)t gugänglid).
14) Urfunbenbuct) Sjciligfreitgtal »r. 881: am 15. Februar 1399 lauft £>and
uon gornftein com Stoßer einen Spengft, ben biefed für bad Seelenheil §emt
ßußen uon Sanbau fetig erhalten hatte. Seit bem »obe tuar alfo immerhin
fcfjon einige ffeit uergangen. Sin 3af)r 1398 lief? 95itter Suß uon Sanbau jur
Sühne etned ntcfjt uon ihm begangenen Strdjenfreueld ju »ingroangen bie jetjt
i abgegangene gronletchnamdfapeHe im 9lteb errichten (©rnft in »eue S3efd)r. bed
| D21. »ieblingen S. 652). 'S er Stifter ift mohl ibentifd) mit bem »eiterführer.
15) Urlunbenbud) ,§eilig!reustal »r. 880. öan§ uon §ornftein uerfauft am
15. Dftober 1398 bie 2lu unter Sanbau an ©berharb.
©raf fionrab uon Sanbau ald tRecterfüljrer. 269
beutfdjen »eiterführer in Italien, ßj e f, ur( ^ ^ re ^ r i eg §tatcn berühmt,
gemorben finb".
»ier ©lieber eines* eingigen £aufed aud nur gmet ©enerationeu
im italienifdjen ©olbbienft, nicht etma ald einfache Steiter ober ald-
»annerherrett, fonbern in fübrenber Stellung, bad ift bidfjer mohl bon-
feinem anberen beutfdjen 2 lbcldgefd)led)t befannt. »arin liegt bad »e=
fonbere ber hier furg bargeftellten ©djicffale. ^n anberem finb fie
thpifch- Überblidt man bie Herren, in beren ©olb bie ©rafen bon
Sanbau ftanben, fo ergibt fid) feine beftimmte ßolitifche Sinie, meber
für bad gange §aud nodh für ben eingelnen gührer. Ratten fie einmal
biefe Saufbahn eingefcfjlagen, fo mußten biefe beutfdjen ^talienfahrer
beim Stblauf bed einen »ienfted fehen, bafg fie möglichft rafch eineu
neuen fanben bei einem §errn, ber ben berfprodjenen ©olb auch mirf»
lieh gahlcn fonnte. S)ad mar eine befonbere ©orge für bie Führer, bie
für bad 2ßof)I ihrer 9Wannfd)aft fidf) berantmortlid) fühlten, ©d müffen
harte, trußige ©efellen gemefen fein, biefe bcutfd)en »eiterführer, auch'
bie ©rafen Sanbau, etma fo mie ber benetianifdje ©onbottiere ßoKeoni,
beffen brädjtigcd »eiterftanbbilb heute nod) biefen »hbud bergegenmär«
tigt. SBad hoben fie gcleiftet? ©ie hoben, troß allen abfälligen Ur«
teilen bon Beitgenoffen unb fUadjfabrcn, bem Sludlanb 2 ld)tung bor .ihrer
bcrfönlichcn Seiftung eingeflößt; fo mürbe ©raf ®ontaö bon einem
italienifdjen ©hroniften ald „großer »feifter bed Ärieged" gerühmt,
©ic haben bem beutfdjen »amen braußen ©eltung berfdjafft; bad Hingt
aud ben italienifd)cn »erid)ten hoch immer mieber burch. Slber etmad
»leibenbed für ihr ©cfdjledjt bermodjten fie nidjt gu fdjaffett. SBcbcr
«•pergog SSerncr bon Urdlingcn nod) bie ©rafen bon Sanbau finb 3 u
einer bauernben ©tetlung in Italien für ihre »erfon, boUcnbd nidjt
für ihre »achfommcn gelangt. Unb in ber Heimat finb bie ©cfdjtedjter
troß ber ©rfolge biefer Slriegdmänner (ober ißretmegen?) nidjt mieber
emborgefommen. 9luch für bad beutfdjc »eidj unb »olf bradjten ihre
ßätnbfe unb §clbentaten feinen mirflidjen, bleibenben ©eminn. S)eutfd)e
Uraft, beutfdher 9Wut unb beutfdjed »lut finb, lodgclöft bom »oben ber
tpeimat, in fernem Sanb inmitten fremben »olfdtumd eingefeht unb
leßtcn ©nbed bertan morben. »aß biefe bittere SBafjrhcit felbft an foldjen
Rührern, ja bei ihnen befonberd bcutlid) mirb, gibt biefen Sehend«
läufett ihre »ebeutung über bie ©efchichtc ihres @efd)Ied)te§ unb ihred-
^cimatgaued Ijinoud.